Umfrage

Liebes Orchester,

in dieser Umfrage suchen wir das Programm für unser Konzert im Winter 2026. Klicke auf den Werktitel, um zu einem YouTube-Video zu kommen, bei dem man die Partitur mitverfolgen kann.

Programm I:

Im Zentrum dieses Programms steht Bruckners Vierte Symphonie – die „Romantische“. Nach dem Plädoyer für das kleine Stück im französischen Programm finden wir hier das passende Gegenstück. Endlose Weiten, Ruhe, Kraft, Zweifel, Freude und Größe – Bruckners Musik ist durchdrungen von der österreichischen Landschaft, ihren Bergen, ihrer Stille. Und zugleich ist sie Ausdruck eines tiefgläubigen Bewusstseins für das Ringen des Menschen mit sich und der Welt. Die Vierte ist wie ein Monument – sie lässt sich Zeit und gibt den Raum, sich mit ihr ins Innere des Menschseins zu begeben.

Kontrastiert wird Bruckners runder, homogene Orchesterklang sowie sein sinfonisches Großformat durch zwei radikal unterschiedliche Ansätze von Individualität. Weberns Fünf Orchesterstücke sind extrem verdichtet, konzentriert auf den Moment. In kaum fünf Minuten entsteht aus einem reduzierten Kammerensemble (siehe Besetzung) ein musikalischer Kosmos – flüchtig, kristallin, manchmal eruptiv, dann wieder verhauchend. Jedes Detail zählt, jede Klangfarbe steht wie ein Bild im Raum.

In Bergs Sieben frühen Liedern dagegen schwelgt die Musik in spätromantischer Sinnlichkeit – üppig, sehnsuchtsvoll, von berückender Schönheit. Und doch spürt man schon in diesen frühen Werken seine ganz eigene Handschrift: ein Komponist, der in der Tradition verwurzelt ist, aber nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht.

Mit Bruckner, Berg und Webern begegnen sich drei musikalische Generationen österreichischer Musikgeschichte.

Anton Webern: Op. 10 Fünf Stücke für Orchester, 1120 – 1110 2SZ – Harm., Cel., Mand., Git., Hrf Streicher: 10110; 5 min.
Alban Berg: Sieben frühe Lieder, 2233 – 4120, Pk+2SZ, Hrf, 16 min.
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 4 in Es-Dur, 2222 (evtl. gedoppelt) – 4331 (evtl. gedoppelt) – Pk; 70 min.

Programm 2:

Dieses Programm kreist um das Thema Abschied – ohne in Schwermut zu versinken. Drei Komponisten am Ende ihres Weges, drei späte Werke, die sich mit dem Tod auseinandersetzen und dennoch voller Leben sind.

Rachmaninows Toteninsel ist inspiriert von Arnold Böcklins gleichnamigem Gemälde und entfaltet eine Klanglandschaft zwischen Düsternis und Schönheit. Die Musik bewegt sich in den langsamen Wellen des wohl eindringlichsten 5/8-Takts der Musikgeschichte – wie ein Ruderschlag über dunklem Wasser. Es ist, als würde man der Stille einer letzten Überfahrt lauschen. Mit jedem Atemzug nähert sich das Boot der Insel. Rachmaninow arbeitet mit einem Spannungsverhältnis des Todes: bedrohliche Todesahnung in Form des Dies irae und eine Geigenkantilene, die widerständig, sehnsüchtig und von schmerzhafter Schönheit ist.

Strauss’ Vier letzte Lieder sind ein musikalisches Vermächtnis – persönlich, zärtlich und von großer innerer Ruhe. Es ist ein Rückblick – nicht verbittert, sondern mit Staunen, Wehmut und Dankbarkeit. Diese Musik hat nichts Drängendes mehr, sie kennt keine Eile, keinen Ehrgeiz. Sie lässt los. Und gerade in dieser Ruhe liegt eine große, berührende Kraft. Die Sopranstimme scheint sich immer weiter vom Irdischen zu lösen, getragen von einem leuchtend gefärbten Orchester. In Im Abendrot, dem letzten Lied, stellen sich Strauss die Frage: „Ist dies etwa der Tod?“ – und in genau diesem Moment verstummt die Musik fast vollständig.

Prokofjews Siebte Symphonie, seine letzte, schließt das Programm mit einem leisen Lächeln. Sie ist heller, verspielter als man erwarten würde – oft wie ein Rückblick auf Kindheit und Einfachheit. Und doch liegt unter der Oberfläche eine tiefe Melancholie. Man spürt, dass dieser Komponist weiß, wie wenig Zeit ihm bleibt. So klingt diese Musik wie ein letzter Gruß – zart, persönlich, unaufdringlich und voller Würde.

Ein Programm, das nicht laut aufbegehrt, sondern still und ehrlich nach dem fragt, was bleibt.

Sergei Rachmaninow: Toteninsel, 3333 – 6330 – Pk+2, Hrf; 19 min.
Richard Strauss: Vier letzte Lieder, 3334 – 4331 – Pk, Hrf, Cel; 22 min.
Sergei Prokofiew: Sinfonie Nr. 7 (Link zu Satz 1-3), (Link zu Satz 4), 2332 – 4331 – Pk+4, Hrf, Pft; 32 min.

Abstimmung

Gib bitte für jedes Programm an, ob du es gerne spielen möchtest oder nicht. Wenn für dich nur eins in Frage kommt, enthalte dich bei dem anderen. Gib ein „Nein“ nur, wenn du es wirklich nicht spielen möchtest. Danke!

    Programm 1

    Programm 2